Unsere Feste
So wie unsere Tages- und Wochenabläufe strukturiert sind und den Kindern Orientierung im Alltag geben, so strukturieren die Jahreszeiten und Jahresfeste unser Jahr.
Gemeinsam Feste vorzubereiten und zu feiern macht uns große Freude und verbindet uns als Gemeinschaft. Unser Karnevalsfest, der Märchentag und das Sommerfest sind feste Bestandteile unserer Jahresfeste. Hinzu kommen die christlichen Feste, die wir als christlicher, aber nicht konfessioneller Kindergarten feiern. Dabei ist es uns nicht wichtig, dass nur christliche Familien bei uns sind. Auch Familien anderer Glaubensrichtungen sind herzlich willkommen, und wir freuen uns auf einen interkulturellen Austausch.
Im Folgenden können Sie erfahren, wie wir unsere Feste feiern und was sie für uns bedeuten.
Die Dreikönigszeit
Das Matthäus-Evangelium berichtet von den drei Weisen, die, geführt von einem Stern, aus dem Morgenland nach Bethlehem ziehen, um das neugeborene Christuskind zu finden.
Die Sterndeuter oder Weisen aus dem Morgenland wurden seit dem 3. Jahrhundert als Könige bezeichnet und erhielten im 6. Jahrhundert erstmals ihre Namen. Einer der Könige war in der Regel von schwarzer Hautfarbe, weil die Heiligen Drei Könige als Repräsentanten der damals bekannten drei Kontinente Asien, Afrika und Europa angesehen wurden sowie auch als Vertreter der drei Lebensalter (Jugend, Lebensmitte, Greisenalter).
Kommen die Kinder nach den Weihnachtsferien wieder in den Kindergarten, fällt ihr erster Blick oft auf die Krippe. Ist das Jesuskind auch hier angekommen? Sie werden entdecken, dass die Heiligen Drei Könige nun auf dem Weg zur Krippe sind und sich ihr täglich immer mehr nähern.
Die Kinder, die bereits länger bei uns sind, freuen sich nun auf das Dreikönigsspiel. Zum Krippenspiel haben wir die Eltern eingeladen, und die Kinder haben Ihnen vorgeführt, was sie in der Adventszeit geprobt haben. Das Dreikönigsspiel spielen wir für uns allein. Manchmal sagen jetzt sogar die Kleinsten: „Ich möchte die Maria sein“, weil sie schon das Weihnachtsspiel gesehen haben und sie können auch schon einmal ein Page oder sogar König sein. Beim Dreikönigsspiel erleben die Kinder, wie die Heiligen Drei Könige mit ihren Pagen dem Stern folgen, der ihnen den Weg zum Jesuskind zeigt. Der erste ist der rote König (Melchior). Er bringt als Geschenk das rote Gold – Gold als Symbol für Weisheit und Erkenntniskräfte. Der blaue König (Balthasar) bringt als Opfergabe Weihrauch als Symbol des Gebetes. Kaspar, der grüne König, bringt Myrrhe, die für ihre Heilwirkung bekannt ist. Sie steht als Symbol für die Verbindung der Menschenseele mit dem Göttlich-Geistigen.
Gold, Weihrauch und Myrrhen,
Herz, Wille und Sinn
O Kindelein Gottes, nimm’s
Gnadenvoll hin
Wie beim Krippenspiel dürfen auch hier die Kinder dem Geschehen ganz aus der Nachahmung folgen. Die Dreikönigszeit dauert von Weihnachten an gerechnet 40 Tage bis zum 2. Februar (Mariä Lichtmess).
Vor unserem Dreikönigsfest, das wir immer Ende Januar feiern, wenn die Dreikönigszeit langsam zu Ende geht, hat sich jedes Kind eine Krone gebastelt. Jedes Kind darf sich aussuchen, ob es eine rote, blaue oder grüne Krone haben möchte. An unserem Dreikönigsfest nun kommen die Kinder morgens festlich gekleidet zu uns und dürfen ihre Krone den ganzen Tag tragen. Wir backen ein besonderes Brot bzw. Kuchen und an den Frühstückstischen versammeln sich an dem grünen Tisch die grünen Könige, am roten Tisch die roten Könige, am blauen Tisch die blauen Könige. Ein letztes Mal werden wir das Dreikönigsspiel mit den Kindern spielen. Zum Ende des Vormittags lesen wir noch die Geschichte von Babuschka und den Drei Heiligen Königen. So geht die weihnachtliche Zeit langsam zu Ende.
(Text: B. Watermeyer)
Christi Himmelfahrt und Pfingsten
Wir möchten Ihnen gerne erzählen, wie wir die Zeit um Christi Himmelfahrt und Pfingsten im Kindergarten feiern und was diese Zeit für uns bedeutet. Betrachten wir die Jahreszeit, in der Himmelfahrt und Pfingsten gefeiert werden, so wird uns sehr schnell deutlich, dass Himmelfahrt, Pfingsten und das Johannifest in der warmen Jahreshälfte liegen, in der Zeit, in der die Erde ausatmet. Die Feste, wie das Michaelifest, St. Martin, Nikolaus, Weihnachten, die Heiligen Drei Könige und Ostern liegen in der kalten Jahreszeit, in der Zeit, in der die Erde einatmet.
Hilfreich sind beim Verständnis der Feste viele Symbole.
Ostern, das erste Fest nach dem Frühlingsvollmond ist ein flexibles Fest, nicht an ein bestimmtes Datum gebunden. Das Fest Christi Himmelfahrt feiern wir 40 Tage später. Zitat: Vierzig Tage lang ist der Auferstandene unter den Jüngern gewesen, dann „wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, weg vor Ihren Augen“ (Apostelgeschichte 1,9). Die Bibel selbst lenkt unseren Blick auf ein Naturphänomen, auf die Wolken.
Das Symbol der Wolken:
Die Wolken umgeben die Erde. Die Feuchtigkeit löst sich auf, zieht in den Himmel und verfestigt sich dort wieder. Ähnlich sehen wir die Himmelfahrt Christi. Christus ist in den Himmel aufgefahren, hat sich sinnbildlich mit dem Erdenkosmos verbunden. Er hat den physischen Leib aufgegeben, um seelisch und geistig auf die Erde zurückzukehren. In der Himmelfahrtzeit sind häufig viele Wolken am Himmel zu erleben. Es ist schön, diese mit den Kindern zu betrachten.
Das Symbol der Löwenzahnblume
Die Himmelsfahrtzeit ist die Zeit der Löwenzahnblumen. Überall erleben wir das Ausströmen der Samen in die Erdatmosphäre. Zitat:
Aus der Knospe des Löwenzahn entfalten sich die Blütenblätter wie eine Sonne. Eine Löwenzahnwiese ist wie eine leuchtende Antwort der Erde auf das Sonnenlicht. Nach und nach ziehen die Blütenblätter sich wieder zusammen. Und endlich öffnet sich abermals die einstige Blüte, aus der ehemaligen Sonnenblütenscheibe wird ein Samenball, ein zarter Kosmos aus feinstem Samenhauch. Wie kleine Fallschirme fliegen diese Samen, vom Wind getrieben durch die Lüfte um sich dort, wohin, sie getrieben wurden, zur Erde zu senken…“.
Es ist ein besonderes Erlebnis in dieser Zeit mit den Kindern den Löwenzahn zu pusten.
Der Jahreszeitentisch
Auf dem Jahreszeitentisch oder darüber sind noch immer die 40 Ostereier zu finden. Tag für Tag wurden diese, von den Kindern gestaltet und aufgehängt.
10 Tage nach Christi Himmelfahrt feiern wir Pfingsten.
Nachdem Christus in den Himmel aufgefahren ist, lesen wir in der Apostelgeschichte 2,1ff Zitat:
“Fünfzig Tage nach dem Osterfest waren die Jünger versammelt. In dem Zusammenklang ihrer Gedanken, dem Zusammenströmen ihrer Empfindungen und in den gemeinsam gepflegten religiösen Übungen ereignete sich die Begegnung mit dem Heiligen Geist. Sie erlebten im brausenden Jubel ihrer Seelen, in erleuchteter Erkenntnis, der Christus ist mit jedem einzelnen von uns auf das tiefste verbunden. Er ist uns nicht entschwunden. Er ist da. Mit dieser begeisterten Erfahrung konnten sie verkündigend zu den Menschen gehen und in ihnen ähnliche Erlebnisse hervorrufen.“
So ist Pfingsten zugleich auch das Fest der christlichen Gemeinschaft.
Auch zur Pfingstzeit erleben wir viele Symbole.
Die Bedeutung der Taube
Die Taube verbindet Himmel und Erde miteinander. Sie ist das Symbol für den Heiligen Geist.
Als Jesus von Johannes dem Täufer im Jordan getauft wurde, sah er, dass der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam (Markusevangelium 1,10).
Die Taube ist aber auch Symbol des Friedens. Als das Wasser der Sintflut sank, ließ Noah eine Taube fliegen. Mit einem grünen Olivenzweig im Schnabel kehrte sie zurück (vgl. Genesis 8,10-11).
Es ist also die Zeit der Vögel, die die Kinder im Kindergarten erleben. Sie halten Einzug in unseren Reigen: „Wir öffnen jetzt das Taubenhaus …“, in den Fingerspielen, und in der Zeit vor Pfingsten stellen wir weiße Tauben aus Märchenwolle her, die die Kinder nach unserem Pfingstfest im Kindergarten mit nach Hause nehmen dürfen.
Die Bedeutung der Farbe „weiß“
Die Farbe Weiß ist die Farbe des Geistes, der Erkenntnis der Jünger, die Christus in ihrer Mitte erleben durften.
Pfingsten ist ein Fest der Gemeinschaft. Wir erleben die Natur festlich gekleidet und auch der Himmel erglänzt in pfingstlichem Gewande.
Im Kindergarten feiern wir mit den Kindern unser Pfingstfest. Die Kinder kommen morgens festlich gekleidet zu uns in den Kindergarten. Zum Frühstück genießen wir an den mit weißen Tischdecken und Pfingstrosen geschmückten Tischen unser selbstgebackenes Festtagsbrot und den Festtagstee. Im Garten lassen die Kinder ihre an einem Zweig angebrachten Tauben fliegen. Im Abschlusskreis darf jedes Kind eine kleine Kerze anzünden und für einen anderen Menschen einen guten Wunsch aussprechen.
(Text: B. Watermeyer) Quellenangabe:
„Die christlichen Jahresfeste und ihre Bräuche“, Luise Schlesselmann
„Feiern der Jahresfeste mit Kindern“, Brigitte Barz
Johanni
Zum großen Reigen unserer Feste, die das Gerüst unseres Jahresrhythmus’ sind, gehört auch das Johannifest. Es wird zeitnah der Sommersonnenwende, am 24. Juni gefeiert.
Durch den Lauf der Sonne vollzieht die Erde einen jährlichen Ein- und Ausatmungsprozess, wobei sie im Winter alle sichtbaren natürlichen Lebensäußerungen ganz eingeatmet hat und ab Frühjahr mit dem Ausatmen beginnt und bis zur Hochsommerzeit seinen Höhepunkt erreicht. Eine berauschende Sinnesfülle, durch Wachstum, Blüte und Befruchtung, durch Insekten, Käfer, Vögel, streckt sich dem Kosmos entgegen. In diese Naturereignisse ist nun das Johannifest eingebettet. Es hat seinen Namen von Johannes dem Täufer.
„Heut lodert das Feuer, der Rauch steigt empor, da brechen im Feuer die Geister hervor. Seht, wie es flackert, sie tanzen zusammen! Hört ihr das Knistern und Prasseln der Flammen Es stieben die Funken, es brennt so hell. Johanni ist heute, kommt alle zur Stell’!“
Gerade in der heutigen Zeit, in der die Menschen ihre Sinne vermehrt äußeren Werten widmen, Äußerlichkeiten einen so hohen Stellenwert haben, erlangt das Johannifest eine ganz besondere Bedeutung. „Ändert euren Sinn“. Johannes sagt: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“ Christus muss wachsen. Er weist auf Christus hin, auf die Wintersonnenwende am 24.12., das Aufsteigen einer neuen Sonne. Auch erkennt er seine eigene Größe, aber auch, dass er von nun an zurücktreten muss, damit Jesus wachsen kann. Unser nach innen gewandter Sinn muss wachsen, das Äußere aber muss abnehmen. Das Johannifest ist ein Fest der Begegnung. In der Begegnung zum Kind heißt das, dass ich selber mich zurücknehmen muss, damit das Kind wachsen und sich entwickeln kann.
Dieses Johannische Motiv erscheint auch innerhalb des Sonnenlaufes. Gleichzeitig ist der 24. Juni auch der Tag der Sommersonnenwende. Von diesem Tag an werden die Tage wieder kürzer und langsam naht die kalte Jahreszeit. Wenn äußerlich das Licht abnimmt, so muss es innerlich doch wachsen.
Wir feiern mit allen Kindergartenkindern den Johannitag. Ganz der Freude des Ausatmens hingegeben begehen wir diesen Tag.
Schön angezogen bringen uns die Kinder am Morgen ein Körbchen mit roten Früchten und/oder Blumen in den Kindergarten, wo bereits das „Sonnenwendrad“ gebacken wird, das wir dann mit roter Marmelade und den mitgebrachten Früchten in feierlicher Stimmung genießen werden. Die Kinder tragen Blumenkränze. Die Kinder freuen sich, an diesem Tag so schön geschmückt zu sein.
Zur Johannizeit tanzen wir den Johannireigen. Am Festtag selber gehen wir nach dem Frühstück noch mit den Kindern in den Garten, wo sie sich am Ende des Vormittags um eine gestaltete Mitte mit Kerze versammeln und einer Johannigeschichte lauschen. Dann endet der Vormittag.
(Text: B. Watermeyer)
Sankt Michael
„Wenn du aus dir verjagst
All Unruh und Getümmel,
so wirft Sankt Michael
den Drachen aus dem Himmel.“
(Angelus Silesius, 1624 – 1677)
Am 29. September ist Michaelstag. An diesem Tag beginnt die Michaelizeit, die vier Wochen lang andauert. Michaeli gehört vor Sankt Martin und Sankt Nikolaus zu den drei Festen, die bildhaft dazu beitragen, die Kinder auf das Weihnachtsfest vorzubereiten.
Aber wer ist dieser Sankt Michael? Der Erzengel Michael, der den Drachen besiegt, ist mit dieser Tat ein Bild dafür, dass das Bewusstsein wach sein muss, damit das Böse durchschaut und besiegt werden kann. Die Geisteskräfte werden angesprochen.
In der Offenbarung des Johannes steht geschrieben, dass sich ein Streit im Himmel erhob. Sankt Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen und seine Anhänger „… und der große Drache, die alte Schlange, die da heißt Teufel und Satan …“ wurde besiegt und aus dem Himmel in die Tiefe gestürzt. Mit dieser Tat besiegte der Erzengel Michael die Kräfte der Finsternis. Die Festzeit des heiligen Sankt Michael ist ein Aufruf an die Menschen, die niederziehenden Kräfte zu erkennen und in ihre Schranken zu weisen, sich innerlich zu ordnen, zu klären, die eigenen Ängste und die innere Bequemlichkeit zu bekämpfen und sich etwas zuzumuten.
Am Michaelitag feiern wir in unserem Kindergarten mit den Kindern unser Michaelifest. In den Tagen zuvor haben die Kinder ihre rotgoldenen Kronen gebastelt, die an diesem Tag getragen werden dürfen.
Am Festtag selbst bringt jedes Kind ein Körbchen, gefüllt mit den Früchten der Erde, also mit bunten Blättern, Kürbissen, Kastanien, Eicheln, Äpfeln u.Ä., mit in den Kindergarten. Alles findet seinen Platz am festlich geschmückten Jahreszeitentisch. Dort liegen auch der Ritterhelm, der Ritterumhang, der Prinzessinnenschleier und ihre Krone, die im Michaelireigen gebraucht werden.
Vor dem Frühstück besteht jedes Kind eine Mutprobe. Es muss z.B. balanciert werden, durch einen dunklen Tunnel gekrochen und an einem hohen Seil hinaufgeklettert werden. Wir singen Michaelilieder und jedes Kind wird mit Aufmerksamkeit und Liebe bei seiner Mutprobe von den anderen Kindern und den ErzieherInnen begleitet. Alle Kinder, wagen sich an die Aufgaben! Unsere jüngsten Kinder, die zweijährigen, werden bei einem/r ErzieherIn in der Gruppe bleiben, spielen und eine Geschichte erzählt bekommen. Sie dürfen dann im nächsten Jahr mit dabei sein.
Mit dem Spruch „Werden die Tage kurz, werden die Herzen hell, über dem Herbste strahlt leuchtend Sankt Michael, St. Michael, Herr der Zeit, du gibst wahres Brot und ein neues Kleid“ legt jedes Kind ein Steinchen in eine Waagschale (die andere ist mit einem Stein beschwert), um Sankt Michael zu helfen, sie wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Die Waage ist ein Sinnbild: „Gegengewichte“ aller Art suchen uns täglich aus dem Gleichgewicht zu bringen – wobei in der heutigen Zeit die materialistischen Gedanken besonders wirksam sind. Sollten wir da nicht bemüht sein, uns für das Geistige im Menschen und in der Welt zu öffnen, es zu suchen?
Zum Frühstück essen wir die am Morgen selbst gebackenen Ritterschwerter aus süßem Vollkornteig, die mit Mandeln und Rosinen verziert werden und trinken Festtagstee (den Rittertrunk) dazu. Es ist immer ein sehr stimmungsvolles Fest, das uns viel Kraft für den Eintritt in die dunkle Jahreszeit geben kann.
In den folgenden Wochen wird im Kindergarten das Michaelische Motiv auch im Reigen aufgenommen. In Kreisspielen befreit der edle Ritter (Sankt Michael) das kleine „Mägdelein“ aus dem hohen Turm und muss dazu den „Stein zerschlagen“, in einem anderen Spiel wird der Drache besiegt.
Das Bild Michaels steht am Eingang zum Herbst. Warum? Deutlich zu bemerken ist nach der Tag- und Nachtgleiche das Abnehmen des Lichtes. Immer mehr gewinnt die Dunkelheit an Kraft. In letzten kräftigen Wärmewogen ist es, als ob die Natur verbrenne, die Früchte reifen, die Blätter welken und sie leuchten dabei in wunderschönen Farben. Unaufhaltsam stirbt äußerlich die Erde ab, sie reinigt sich im Verbrennen von dem, was verlebt, verbraucht ist, damit neues Licht erscheinen kann und damit Raum geschaffen wird für das neue Sprießen, welches in den Knospen ja schon veranlagt ist.
Im Sommer orientiert sich der Mensch zum Licht hin. Wenn wir Geselligkeit pflegen, uns in der Natur aufhalten, fühlen wir uns sommerlich gelockert. Der innere Mensch, sozusagen das eigene Haus, wird vernachlässigt. Mit dem Herbst kann so etwas wie eine Rückkehr ins eigene Haus stattfinden. Ich besinne mich darauf, was ich eigentlich will, überprüfe die Gewohnheiten.
Das Licht und Wärme spielen in den folgenden Monaten eine große Rolle. So werden wir mit den Kindern die Laternen für das Sankt Martinsfest basteln, im Reigen kehren Zwerge mit Laternen und glitzernden Steinen ein, und so gehen wir langsam auf die Advents- und Weihnachtszeit zu.
St. Michaeli ist ein Fest für den Erwachsenen, der sich um ein bewusstes Handeln bemüht. Für die Kinder erhält es seinen Sinn aus dem Erleben der Jahreszeit. Es wird dunkel. Um die Dunkelheit zu ertragen, brauchen wir Mut. Es ist auffällig, dass die Kinder in dieser Zeit in ihren Spielen gerne Ritter werden und kämpfen. Das greifen wir beim Michaelifest, wie oben beschrieben, im Reigen auf.
(Text: B. Watermeyer; Foto: R. Hubert)
Sankt Martin
Jedes Kind kennt die Legende des St. Martin, des Soldaten, der einem armen Bettler die Hälfte seines Mantels schenkt. Das Motiv des Mitgefühls, der Nächstenliebe und des Teilens ist ein Motiv, das die Kinder zutiefst berührt. In den Tagen vor St. Martin und die Tage danach hat das St. Martinsspiel seinen Platz in unserem morgendlichen Reigen. Die Kinder stellen zudem ihre Laternen her und freuen sich auf den St. Martinsumzug durch die Nachbarschaft. Hier begleiten uns die Eltern. Unsere Nachbarn, die immer wissen, wann dies sein wird, erleuchten uns den Weg mit Kerzen und erwarten uns. Der Umzug endet wieder in unserem Garten, wo uns ein schönes Feuer erwartet, das uns wärmt. Wir genießen unsere Weckmänner und den Festtagstrunk.
Adventsgärtlein
Am Freitag vor dem ersten Advent feiern wir unser Adventsgärtlein.
Die folgenden Gedanken zum Adventsgärtlein sollen Ihnen seine Bedeutung nahebringen, und Sie erfahren, wie es gestaltet wird.
Adventsgärtlein „Mensch werde wesentlich Denn wenn die Zeit vergeht, So fällt der Zufall weg. Das Wesen, das besteht.“ (Angelus Silesius)
Der Ablauf:
Das Adventsgärtlein steht am Anfang der Adventszeit. Es ist kein „altes“ Fest, sondern wahrscheinlich in Arlesheim/Schweiz in einer anthroposophischen Einrichtung um 1925 entstanden.
Bereits am Vorabend legen die ErzieherInnen mit Tannenzweigen eine Spirale, in deren Mitte eine Kerze steht. Schon beim Aufbau wird immer wieder der Weg in die Spirale hinein- und hinausgegangen. Nie wird über die Zweige hinweg gestiegen.
Am Tag des Adventsgärtleins kommen die Kinder, nach Gruppen getrennt, mit ihren Eltern in den Kindergarten. Die Eltern bringen die Kinder in die jeweiligen Gruppen. Dann betreten die Eltern den Raum im Obergeschoss und setzen sich hinter die Stühle ihrer Kinder (mit Namen versehen) und warten in Stille, ohne sich zu unterhalten. Der Raum ist dunkel. In der Mitte der Spirale brennt die Kerze, eine Rose als Symbol für die Christgeburt steht neben ihr. Am Anfang der Spirale steht eine Lilie als Symbol der Verkündigung.
Dann betreten die Kinder mit den ErzieherInnen den Raum und setzen sich in die Stuhlreihe vor die Eltern. Die Eltern bilden eine Hülle für die Kinder.
Zuerst geht ein/e ErzieherIn in die Spirale, nimmt sich einen Apfel, in dem eine Kerze steckt und entzündet die Apfelkerze an der großen Kerze in der Mitte, stellt die Apfelkerze an ihren Platz in der Spirale zurück und setzt sich wieder hin. Nun geht ein Kind nach dem anderen in die Spirale, zündet an der Kerze in der Mitte seine eigene Kerze an und stellt sie beim Hinausgehen an ihren Platz zurück. Nach und nach folgen die anderen Kinder.
Manche Kinder werden von den ErzieherInnen in die Spirale begleitet, andere schaffen es schon ganz allein, so dass wir sie auf ihrem Weg innerlich begleiten. Manche Kinder brauchen vielleicht ihre Mama oder ihren Papa, wieder andere schaffen es vielleicht noch gar nicht, in die Spirale zu gehen. Das ist nicht schlimm, denn das Kind ist den Gang in die Spirale innerlich gegangen.
So geht jedes Kind seinen Weg – in aller Stille – nur von der Musik, besinnlichen Sprüchen oder von der Stille begleitet.
Wenn jedes Kind seine Kerze entzündet hat, ist aus dem dunklen Raum ein heller, vom Kerzenlicht erfüllter, warmer Raum geworden.
Mit einem Lied verlassen die Kinder und die ErzieherInnen den Raum, um sich in den Gruppenräumen mit einem Festtrunk und Keksen zu stärken. Die Eltern bleiben in aller Stille sitzen, bis ein/e ErzieherIn zurückkommt und mit den Eltern den Weg in die Spirale geht,
d. h. jedes Elternteil holt eine Kerze für sein Kind aus der Spirale und setzt sich wieder an seinen Platz, bis wir alle zusammen schweigend in die Halle gehen. Dabei ist es nicht wichtig, genau die Kerze zu nehmen, die das Kind angezündet hat. Wir nehmen einfach die Apfelkerzen der Reihe nach.
Die Kinder werden von den ErzieherInnen in der Garderobe angezogen und dann werden sie von den Eltern in der Halle in Empfang genommen. Auch in der Halle soll Stille bewahrt werden. Schön ist es, wenn die andächtige Stimmung mit nach Hause genommen werden kann, dort vielleicht eine Kerze angezündet, ein schönes Abendessen genossen wird. So kann die adventliche Zeit nun beginnen – erfüllt von dem Erlebten.
„Sich bewusst zu machen, dass die Adventszeit eine stille Zeit der Vorbereitung ist und noch nicht die Erfüllung selber, hilft diese Zeit zu erleben und zu gestalten“ (Erziehungskunst Dezember 2009)
Die Spirale:
Bei der Spirale führt der Weg von außen nach innen. Im Innersten ist das Licht, an dem sich das Kind die eigene Kerze anzündet. Auf dem Weg aus der Spirale heraus stellt jedes Kind seine Kerze ab, so dass der Raum immer heller erleuchtet wird.
Wir finden folgende Wahrbilder: Der Weg nach innen, suchend und am Ende das Licht findend, ist der adventliche Weg nach innen. Es ist ein Weg der Individualisierung. Gehen Sie den Weg einmal selbst. Welchen Mut braucht es?
Das Abstellen des eigenen Lichts zu den anderen Lichtern, ist das andere Bild, das Bild der Sozialisierung. Zunächst gehen wir den Weg nach innen, in die Individualität, um dann unsere Kräfte der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen. Erfahrene ErzieherInnen können sehr viel vom Wesen eines Kindes beim Hinein- und Herausgehen des Kindes erkennen.
Das Tannengrün:
Das Tannengrün steht für die lebendtragenden Kräfte. Während sich in der Natur die Kräfte nach innen ziehen, behält die Tanne ihre Lebenssäfte.
Die Kerze:
Wenn eine Kerze leuchtet, wird das Wachs verzehrt. Licht und Wärme entstehen. Diese haben nicht nur einen natürlichen, sondern auch einen seelischen Aspekt. Wir reden von „Erleuchtung“ oder „Geistesblitzen“ – das sind gedankliche Qualitäten. Von „Herzenskräften“ sprechen wir, wenn wir an das Element der Wärme im seelischen Bereich denken.
Die immer nach oben strebende Flamme ist ein Bild des Loslösens aus den Fesseln der Erdenschwere.
Der Apfel:
Dem Apfel begegnen wir bereits am Anfang der biblischen Erzählung (auch in vielen Märchen kommt er vor). Nachdem Eva den Apfel gegessen hatte, wurden die Menschen aus dem Paradies vertrieben. Damit wurden sie auch sterblich. Mit der Sterblichkeit findet aber auch der Mensch zu seinem individuellen Ich. Damit ist ein großer Freiheitsgedanke verbunden.
Wenn wir den Apfel als Symbol der irdischen Erkenntniskräfte zum Träger des Lichts machen, welches aus der irdischen Sphäre hinauszudrängen versucht, haben wir das Bild des Aufsteigens von der Naturerkenntnis zur Geist-Erkenntnis.
Vielleicht macht das das Geheimnis des Adventsgärtleins aus, dass so viele Wahrbilder darin zu spüren sind. Es ist ein Bild für den Weg des Menschen von der Geschäftigkeit der äußeren Welt in die Stille und Meditation des Innenraumes jedes einzelnen Menschen. Gerade in der dunklen Jahreszeit sind wir aufgefordert, diesen Weg zum Licht zu suchen.
In der dunklen Nacht ist ein Stern erwacht, leuchtet hell am Himmelszelt, schenkt sein Licht der ganzen Welt. In der dunklen Nacht ist ein Stern erwacht.
(Text: B. Watermeyer)
Adventszeit und Krippensspiel
Nach dem Adventsgärtlein beginnt die Adventszeit, die wir in aller Ruhe und Besinnlichkeit erleben wollen. Morgens treffen wir uns vor dem Jahreszeitentisch und singen Adventslieder. Eltern, die Zeit haben, sind herzlich dazu eingeladen. Auf dem Jahreszeitentisch sehen die Kinder, wie Maria, Josef und das Eselchen sich täglich etwas mehr der Krippe nähern. Wir backen leckere Plätzchen mit den Kindern. Die älteren Kinder dürfen sich an einem Vormittag Bienenwachskerzen ziehen. Das ganze Haus duftet dann danach.
Die Adventszeit ist eine Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten. Wir ermutigen alle Eltern, sich nicht anstecken zu lassen vom materiellen Stress, sondern sich Zeit zu schenken, um ganz bei Ihren Kindern sein zu können. Es ist eine Zeit der inneren Einkehr und der Begegnung mit den Menschen, in aller Ruhe und Gemütlichkeit.
Die Kinder lieben das Krippenspiel, das wir täglich mit wechselnden Rollen mit Ihnen spielen. Am letzten Tag vor Weihnachten laden wir dann die Eltern zu einem leckeren Frühstück ein, und die Kinder führen den Eltern ihr Krippenspiel vor.