Ein-Blick in unser pädagogisches Konzept

Die pädagogische Arbeit des Waldorfkindergartens gründet sich auf die anthroposophische Menschenkunde Rudolf Steiners, die im Menschen eine Einheit von Körper, Seele und Geist sieht. Es ergibt sich aus ihm eine hohe Achtung vor der kindlichen Individualität, die nicht zu etwas hin erzogen werden will, was den Zielvorstellungen der Eltern oder dem wirtschaftlichen Interesse der Gesellschaft entspringt. Erziehung wird eher als eine freilassende Entwicklungsbegleitung verstanden, die in der Begegnung von Mensch zu Mensch stattfindet und geleitet ist von Fragen an das Kind: „Wer bist du? Was brauchst du, um deine Fähigkeiten zu entfalten?“

Die Kinder entfalten ihre Anlagen und Fähigkeiten im Spielen. In dem sich ständig weiterentwickelnden schöpferischen Spiel drückt sich des Kindes individuell geprägte Veranlagung aus, wie auch sein sehr eigenes Interesse für die Welt. Die Pädagogen zielen darauf ab, dem Kind diesen „Spielraum“ im wahrsten Sinne des Wortes zu ermöglichen.
Wird zunächst der eigene Körper spielerisch erkundet, so wendet sich das Kind immer mehr der Welt zu, indem es die Dinge der nahen Umgebung ergreift, bewegt und erforscht. Im 3. bis 5. Lebensjahr steht das Fantasie- und Rollenspiel im Mittelpunkt, durch das es seine Erfahrungen in selbstgeschaffenen Spielwelten verarbeitet. Im 6. Lebensjahr können die eigenen Vorstellungen schon planmäßiger umgesetzt werden und dem Spielfreund durch das ständige begleitende Sprechen erklärt und mit ihm kooperierend verhandelt werden.

… sind das Tor zur Welt

Das Kind tastet sich über die sinnlichen Wahrnehmungen in die Welt hinein, die sich dabei immer differenzierter ausbilden. Je jünger, desto offener und ungefilterter nimmt es die sinnlichen Eindrücke seiner Umgebung auf. So sind die Räume, die Formen, die Farben im Kindergarten bewusst gestaltet und die Materialien weitgehend naturbelassen. Diese wenig ausgeformten und funktionell festgelegten Spielmaterialien wie Tücher, Bänder, Kastanien, Wolle bieten den Kindern einerseits ein großes Spektrum an sinnlichen Eindrücken und Erfahrungen, andererseits regen sie die Fantasie besonders stark an – kann diese doch jedes Holzstück zu einem Auto, einem Handy und gleich danach zu einem Bügeleisen werden lassen, wenn das Kind es nur innerlich dazu macht.

Hier verwenden die Kinder Stühle und Bänke, um einen Lieferwagen darzustellen. Bei solchem Spiel werden nicht nur kreative, sondern auch motorische Fähigkeiten entwickelt und bilden eine hohe kognitive Handlungskompetenz aus.

Wie wirkt der Erwachsene auf das kindliche Spiel? Das Kind sucht von Geburt an das menschliche Gegenüber und ahmt dessen Blick, Laute, Bewegungen und Gesten intensiv nach. Dies geschieht ganz unvoreingenommen. Durch diese Kommunikation und eine verlässliche Fürsorge entwickelt sich die notwendige Bindung an eine erste Bezugsperson. Aber auch weiterhin wird der Erwachsene zum Vorbild für die Orientierung in der Welt gewählt, woraus eine große Verantwortung für die Menschen in der Umgebung des Kindes entsteht.

Die Erwachsenen im Kindergarten gestalten den Alltag der Kinder wie einen großen Haushalt. Sie leben darin als vorbildlich Tätige, indem gemeinsam gekocht und gegessen, gewaschen und geputzt, gepflegt und repariert wird; auch handwerkliches Herstellen und künstlerisches Schaffen gehören zum alltäglichen Leben.

Bei all diesen Tätigkeiten soll ihre Sinnhaftigkeit ganz offensichtlich erlebbar sein. Wenn z.B. für die Frühstücksbrötchen das Korn gemahlen wird, der Teig geknetet, geformt und dann gebacken wird, erschließt sich die Logik direkt aus dem beobachteten oder mitvollzogenen Tun, ohne dass es großer Erklärungen bedarf. Wenn diese Arbeiten zudem  mit Freude und Aufmerksamkeit durchgeführt werden, so ist dies eine besondere Einladung an das Kind diesen Prozess mit allen Sinnen mitzuerleben. Je nach Alter und Persönlichkeit arbeiten dann manche Kinder „echt“ mit – entsprechend ihrer Fertigkeiten – , andere gesellen sich nur dazu und genießen es, den Teig in den Händen zu fühlen; wieder andere fühlen sich in der Nähe des arbeitenden Erwachsenen einfach geborgen und manche Kinder regt diese schaffende Atmosphäre an, Gesehenes im Spiel ganz individuell neu zu schaffen.

Rhythmus ist ein Merkmal alles Lebendigen. Zwischen zwei Polen pendelt das natürliche Leben von einem Extrem zum anderen. Auch das menschliche Leben muss immer wieder seinen Ausgleich, seine Mitte finden. Einen Rhythmus zu haben, erleichtert dies und spart Kraft. Das rhythmisch Wiederkehrende wird insbesondere von Kindern als Sicherheit verleihend empfunden. Wiederholungen werden zu einer Zeitgestalt, die den Kindern Verlässlichkeit und Vertrauen bietet, so dass sie in diesem Rahmen frei und unbeschwert ihrem Spiel nachgehen können.

Im Laufe des Tages wechseln sich Zeiten des Spiels, der Aktivität, des kreativen Chaos ab mit denen des Lauschens, der geordneten Spielkreise und der Ruhe.

Wochenlauf

Der Wochenrhythmus wird den Kindern z.B. durch den immer wiederkehrenden Ablauf bestimmter Tätigkeiten an festen Wochentagen erlebbar gemacht. So gibt es z.B. den Backtag, den Eurythmietag, den Waldtag, den Maltag etc. Dabei haben die Gruppen auch ihre eigenen Gestaltungsspielräume. An jedem Wochentag gibt es zudem ein anderes Frühstück, was den Kindern eine Orientierung durch das sinnliche Erleben ermöglicht. Am Freitag z.B. weiß jedes Kind: „Heute ist Müslitag!“ und dazu wird der Fencheltee gereicht.

Jahreslauf

Das Jahr erfährt durch das Miterleben der Jahreszeiten einen sinnvollen und ruhigen Verlauf. Der Alltag wird unterbrochen durch das Feiern von Jahresfesten und gliedert es so noch einmal in sinnvoller Weise. Auf diese frohen Höhepunkte darf man sich jedes Jahr wieder freuen.